Trotz Bau-Boom: Wohnungsbauziel der Bundesregierung wackelt

Das Ziel ist ambitioniert: 1,5 Millionen neue Wohnungen hat die Bundesregierung für Deutschland bis 2021 versprochen. Allerdings kristallisiert sich immer deutlicher heraus, dass dieses Ziel wohl klar verfehlt wird. Inzwischen zeigt sogar in Nordrhein-Westfalen die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen wieder nach unten. Zuletzt hatte es hier noch ein Plus gegeben.

Das Ziel ist ambitioniert: 1,5 Millionen neue Wohnungen hat die Bundesregierung für Deutschland bis 2021 versprochen. Allerdings kristallisiert sich immer deutlicher heraus, dass dieses Ziel wohl klar verfehlt wird. Inzwischen zeigt sogar in Nordrhein-Westfalen die Zahl der Baugenehmigungen für Wohnungen wieder nach unten. Zuletzt hatte es hier noch ein Plus gegeben.

Düsseldorf/Berlin. Die Bauwirtschaft in Deutschland boomt: Für das Jahr 2019 erwartet die Branche ein Umsatzplus von 5 Prozent, wie die Bundesvereinigung Bauwirtschaft gestern mitgeteilt hat. Die Zahl der Beschäftigten ist seit dem Jahr 2015 um 4,5 Prozent gestiegen. „Wachstumstreiber in der Bauwirtschaft bleibt vorerst noch die Neubautätigkeit. In dieser Sparte wird mit 845.000 Beschäftigten ein Umsatz von 125 Mrd. Euro erwirtschaftet, was einem Plus von 6,2 % entspricht“, schreibt die Bundesvereinigung in einer Pressemitteilung.

Für die Jahre 2019 und 2020 rechnet die Branche jeweils mit der Fertigstellung von 300.000 bis 310.000 neuen Wohnungen in Deutschland. Im Jahr 2018 waren es noch 287.000. So positiv all das auf den ersten Blick klingt: Es reicht bei weitem nicht aus, um das von der Bundesregierung gesteckte Ziel von 1,5 Millionen Neubauwohnungen bis 2021 zu erreichen. Dazu hätten seit dem Jahr 2017 jährlich 375.000 neue Wohnungen entstehen müssen, wie eine Sprecherin der Vereinigung gegenüber der F.A.Z. erläuterte.

NRW: Baugenehmigungen schwächeln

In Nordrhein-Westfalen zeigte sich bislang noch ein positiver Trend in Form von steigenden Zahlen bei neuen Baugenehmigungen für Wohnraum. Die Entwicklung in NRW lief damit sogar gegen den Bundestrend, der sich in diesem Jahr bislang rückläufig zeigte. Damit ist es inzwischen allerdings vorbei. Wie die amtliche Statistikstelle IT.NRW heute (13. November 2019) mitgeteilt hat, genehmigten die Bauämter in NRW in den ersten 9 Monaten des Jahres 1,8 Prozent weniger Wohnungen als noch im Vorjahreszeitraum.

Dabei ging die Zahl der Baugenehmigungen für neue Wohngebäude insgesamt um 2,5 Prozent zurück. Bei Einfamilienhäusern lag das Minus sogar bei 3,5 Prozent. Zweifamilienhäuser kamen auf 1,1 Prozent weniger Genehmigungen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Besonders stark war der Einbruch ausgerechnet bei den Baugenehmigungen für neue Mehrfamilienhäuser: Sie gingen 2019 bisher um 5,4 Prozent zurück.

Ausbau im Bestand stagniert

Lediglich für die Schaffung neuer Wohnungen in Neubauten, die nicht vorwiegend zum Wohnen dienen, konnte IT.NRW ein sattes Plus von 34,9 Prozent vermelden. Allerdings auf niedrigem Niveau: Von den landesweit neu genehmigten 40.427 Wohneinheiten entfallen gerade einmal 580 auf solche Projekte mit gemischter Nutzung. Die Schaffung neuer Wohnungen in Bestehenden Wohngebäuden – etwa durch Aufstockungen oder Dachausbau – stagniert. Hier wurden immerhin 4.687 Projekte genehmigt, was einem Plus von 0,1 Prozent entspricht.

Die Entwicklung der Zahlen von Baugenehmigungen gibt allerdings nur einen groben Hinweis auf den künftigen Trend beim Neubau. Erfahrungsgemäß werden längst nicht alle genehmigten Projekte auch in absehbarer Zeit umgesetzt. Dieser sogenannte Bauüberhang hat nicht nur mit Spekulation, sondern auch mit Fachkräftemangel in der boomenden Bauwirtschaft und daraus resultierenden Preissteigerungen auf dem Bau zu tun. Die tatsächliche Entwicklung bei der Fertigstellung neuer Wohnungen dürfte also noch schwächer ausfallen, als die Genehmigungszahlen vermuten lassen.

Dieser redaktionelle Beitrag wurde von Haus & Grund Rheinland Westfalen verfasst.

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